Vive l’amitié franco-allemande !

Der Schüleraustausch zwischen Schleiz und Rueil-Malmaison – Ein unvergessliches Erlebnis

Wir hätten nie gedacht, dass man sich in einer Woche so schnell in einer fremden Familie wohlfühlen und so viel in einer anderen Kultur erleben kann – doch der Schüleraustausch mit Rueil-Malmaison hat es bewiesen.

Vom 14. bis 20.September 2024 ging es für uns, 31 Schüler und Schülerinnen der siebten bis zehnten Klasse sowie 3 Lehrerinnen des Dr.-Konrad-Duden-Gymnasiums Schleiz, auf die Reise nach Frankreich in die Stadt Rueil-Malmaison, einem Nebenort von Paris. Nach dem letzten Austausch 2023 konnten auch wir an einem Treffen mit unserer Partnerschule, dem „Collège Saint Charles Notre Dame“, teilhaben.

Wir begannen unsere Reise am Samstag um 19 Uhr am Schleizer Busbahnhof. Nachdem wir uns von unseren Familien verabschiedet hatten, ging es auch schon auf die Autobahn in Richtung Frankreich. Unsere Fahrt über Nacht stellte uns vor allem vor die Herausforderung, eine geeignete Schlafposition zu finden. Nach dieser damit doch recht langen Busreise von 14 Stunden wurden wir alle herzlich von den Gastfamilien und dem Schulleiter Monsieur Bonnier vor der Schule begrüßt und keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, welch tolle Woche uns erwartete. Frau Zschunke, die ehemalige Deutschlehrerin der Partnerschule, und unsere Lehrerinnen Frau Heller, Frau Irlesberger und Frau Neundorf ordneten uns unseren Gastfamilien zu, sodass wir erstmals auf unsere Austauschpartner trafen. Wir hatten zwar schon über Briefe und Handy-Nachrichten sowie E-Mails Kontakt zueinander gehabt, aber sich nun richtig zu sehen, war wirklich aufregend und man hatte plötzlich ein bisschen Angst. Würde man alles auf Französisch verstehen? Kommt man in der fremden Familie zurecht? Der erste Tag mit unseren französischen Gastgebern gab uns nun Gelegenheit, unsere Französisch-Kenntnisse auszuprobieren. Schnell merkten einige Schüler, dass nicht alle Familien gut Englisch als alternative Kommunikation konnten, sodass auch Hände, Füße und manchmal der Übersetzer zum Einsatz kamen. Außerdem bekam man einen Einblick in das Leben der Familien und lernte sich besser kennen. Viele von uns bummelten über den gerade stattfindenden Jahrmarkt in Rueil-Malmaison oder machten Ausflüge in die Pariser Innenstadt, nach Disneyland oder zum Schloss von Versailles. Wir waren beeindruckt, wie viel Mühe man sich gab, um uns vielfältige Eindrücke zu vermitteln und uns eine Freude zu bereiten.

Genau deshalb gab es am Montag beim gemeinsamen Ausflug unserer deutschen Reisegruppe nach Paris umso mehr zu erzählen. Nach einer turbulenten Busfahrt durch die Pariser Straßen bestiegen wir aufgeregt und voller Energie das berühmteste Wahrzeichen der Stadt, den Eiffelturm, und fuhren mit einem Boot über die Seine. Wir hatten das Glück, eine richtige Stadtführerin an Bord zu haben, die viel Spannendes sowie Informatives erzählte und sich sogar mit uns unterhielt. So erfuhren wir beispielsweise, wo es das beste Eis in Paris gibt (bei Berthillon) und wann die Kathedrale Notre-Dame wiedereröffnet wird.

Der nächste Tag ging genauso spannend weiter, da wir einen Schultag am Collège verbrachten. Schon vor Besuch der Schule mussten wir überrascht feststellen, dass Verschiedenes doch anders läuft als bei uns. So gibt es z.B. eine Kleiderordnung: keine zerrissenen Jeans oder bauch- bzw. schulterfreie Oberteile. Zudem stellt man sich am Ende der Pause vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof auf und wird vom Lehrer abgeholt. Auch wir wurden in die verschiedenen Klassen verteilt und bekamen in den Unterrichtsstunden, die wir besuchten, einen Einblick in den Schulalltag der Jugendlichen – welcher dem deutschen doch ziemlich ähnelte. Sport, Mathematik, Musik – all das sind uns bekannte Fächer, sodass man, obwohl man nicht alles im Unterricht verstand, doch grob folgen konnte. Einige Schüler hatten sogar die Möglichkeit, in die Grundschule zu gehen, die zum Collège gehört, wo die Kinder ganz neugierig auf die deutschen Correspondants reagierten. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der „Cantine“ der Schule, das um einiges reichhaltiger war als unser eigenes am Gymnasium, nahmen wir mit unseren Austauschpartnern an einer Stadtrallye teil, um Rueil-Malmaison näher kennenzulernen. Besonders in Erinnerung bleibt der Besuch des alten Rathauses, das zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung zu sportlichen Aktivitäten im Laufe der Zeit in Rueil-Malmaison zeigte. Hier ging es natürlich auch um die Verbindung zu den Olympischen Spielen, die kurz zuvor zu Ende gegangen waren. Wir konnten in der Stadt immer noch viele Banner mit dem olympischen Logo sehen, erkannten viele Wettkampfstätten aus dem Fernsehen wieder und hatten sogar die Möglichkeit, uns vor den olympischen Ringen beim Eiffelturm fotografieren zu lassen. Der Dienstagabend stand unter dem Motto „apéro dinatoire“: Gemeinsam mit den Gastfamilien und unseren Austauschpartnern wollten wir ein paar gesellige Stunden in der Kantine der Schule verbringen. Außerdem stellten wir ein Programm aus deutschen sowie französischen Liedern, Gedichten und Präsentationen über unser Gymnasium vor. Auch die Correspondants haben ein schönes Programm für uns gestaltet. So spielten sie deutsche Sketche und präsentierten ein englisches Lied. Ein gemeinsames Essen mit französischen Spezialitäten ließ den Tag perfekt ausklingen. Croque Monsieur und ein fruchtiges Sorbet – was will man mehr?

Am Mittwochvormittag hatten wir die Gelegenheit, das moderne Paris kennenzulernen, da unsere Lehrerinnen einen Ausflug nach La Défense, einem modernen Büroviertel ganz nah bei Rueil-Malmaison, organisiert hatten. Zuerst besichtigten wir die Grande Arche und waren über die moderne Architektur dieses neuen Triumphbogens erstaunt. Interessant war, dass uns unsere Lehrerinnen darauf verwiesen, dass man von hier nur geradeaus laufen muss und nach 8 Kilometern den Arc de Triomphe, also den historischen Triumphbogen von Paris, erreicht. Dieser Weg war uns dann doch ein wenig zu weit und wir nutzten die verbleibende Zeit lieber dafür, im größten Einkaufszentrum von Frankreich, dem Westfield La Part Dieu, shoppen zu gehen. Den Nachmittag konnten wir schließlich in unseren Gastfamilien verbringen, da der Mittwoch ein besonderer Tag für die französischen Schüler ist. Hier endet der Unterricht bereits 12 Uhr, während an den anderen Wochentagen auch erst 17 oder 18 Uhr Unterrichtsschluss sein kann. So können unsere Austauschschüler diesen Nachmittag nutzen, um ihren Freizeitaktivitäten nachzugehen. Einige von uns durften mit zum Fußballtraining gehen, andere wohnten einer Tennisstunde bei oder sahen sich die Theater-AG an. Selbst Nachhilfeunterricht erlebte eine Schülerin von uns und musste sogar Aufgaben lösen, die der Nachhilfe-Lehrer eigens für sie erstellt hatte. Der Abend wurde von vielen Familien genutzt, um noch einmal essen zu gehen. Viele von uns waren auch hier wieder überrascht, wie spät man in Frankreich zu Abend isst (erst ab 8 oder 9 Uhr) und wie viele Gänge man bekommt. Manche Schüler hatten sogar die Chance, den Eiffelturm in der Nacht glitzern zu sehen.

Am Donnerstag war es dann soweit, der Abschied rückte näher. Am Morgen verabschiedeten wir uns bereits von den Familien und lagerten unsere Koffer in der Schule ein. Dann spazierten wir mit unseren Lehrerinnen zum Schloss der Stadt. Das „Château de la Malmaison“ ist wirklich beeindruckend und hat eine faszinierende Geschichte. Wir besichtigten in einer Führung viele Räumlichkeiten des Schlosses, wobei die Fremdenführerin zuerst alles auf Französisch erklärte und Fr. Neundorf und Fr. Irlesberger übersetzten. Wir bekamen einen Einblick in das Leben von Napoléon Bonaparte und seiner ersten Frau Joséphine, die die Anlage längere Zeit bewohnten. Wir sahen z.B. ihr wunderschönes großes Schlafzimmer und den lichtdurchfluteten Speisesaal. Außerdem bekamen wir einige Fun Facts zu hören: Joséphine hielt sich z.B. einen Orang-Utan, der sogar neben ihr im Esszimmer saß, wenn Napoléon nicht da war. Ebenso gäbe es heute keine Blume mit Namen Hortensie, wenn Joséphine diese nicht aus Martinique importiert und so benannt hätte. Nach der anderthalbstündigen Führung waren wir dann doch etwas müde und froh, dass uns nun noch Freizeit zur Verfügung stand. Wir kauften Souvenirs, genossen ein letztes Baguette oder wählten aus einer riesigen Auswahl an Macarons die leckersten für unsere Familien zu Hause aus. Gegen 16 Uhr trafen wir uns dann ein letztes Mal mit unseren Austauschpartnern am Bus. Sie hatten sogar einen Abschiedsgruß auf kleinen Plakaten vorbereitet, was uns sehr freute und den Abschied um so schwerer machte. Desto mehr freuten wir uns schon jetzt auf den Gegenbesuch unserer Correspondants im März in Schleiz. Schließlich fuhren wir los und kamen nach einer weiteren Nachtfahrt um 7.00 Uhr am Freitag zu Hause an. Unsere Familien warteten auf uns am Busbahnhof und schlossen uns glücklich in ihre Arme. Trotz aller Müdigkeit begannen einige sofort über ihre Erlebnisse zu berichten.

Der Schüleraustausch wird wohl für alle ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Wir haben neue Freunde gefunden, die Städte Paris und Rueil-Malmaison kennengelernt und vielleicht sogar unser Französisch verbessert. Viele von uns schreiben seit der Abreise noch täglich mit ihren Austauschpartnern. Genau das zeigt doch, dass der Austausch für alle eine wertvolle Erfahrung war und unbedingt von anderen Schülern und Schülerinnen fortgesetzt werden muss!

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